Donnerstag, 17. Oktober 2013

Presenting our cultures


Wir mussten uns alle um 8:20 Uhr in der Bombay International School einfinden, um von der Schule offiziell begrüßt zu werden. Herr Mitra überreichte der Schulleiterin  zwei Bücher; eines über das Schönborn-Gymnasium und eines über Bruchsal, die Stadt, in der sich unsere Schule befindet.

Die Bombay International School, kurz BIS, wird im Gegensatz zu den deutschen Schulen nahezu ausschließlich von den Eltern organisiert. Die Schüler, die die BIS besuchen dürfen, werden von den Eltern gewählt, das Essen wird von den Müttern gekocht und die Schulbibliothek wird ebenfalls von den Eltern geführt. Von den jährlichen 800 Bewerbern schaffen es 43 in die Schule aufgenommen zu werden. Die Schüler müssen in der 10. Klasse das “Cambridge Certificate” (IGCSE) und in der 11. und 12. Klasse das “International Baccalaureat” (IB) schreiben. Die meisten (ungefähr 95% der Schüler) möchten im Ausland studieren; es gibt zwar gute Universitäten in Mumbai wie das “Indian Institution of Technology” (IIT). Allerdings werden dort von 600 000 Bewerbern nur 300 genommen.

Die Deutschlehrerin Frau Anu der BIS führte uns im Schulgebäude herum. Das Gebäude selbst ist ein Mehrfamilienhaus; eine Wohnung kostet ein bis zwei Millionen Dollar. Zurzeit leben noch zwei Familien im Haus. Die Schule muss also die einzelnen Wohnungen kaufen, sobald eine geräumt wird, um es dann der Schule anschließen zu können. Die BIS unterrichtet Kinder vom Kindergarten an bis in die 12. Klasse.

Frau Anu zeigte uns die Chemie-, Biologie- und Kunsträume, den Turnraum, welcher für Sport und Yoga benutzt wird und die Schulbibliothek, in der sich Bücher von der Encyclopaedia Britannica bis zu der englischen Version von Tintentod (“Inkdeath”) befanden. In der Speisehalle, das in eine Turnhalle mit einer Bühne umfunktioniert werden kann, übten die jüngeren Schüler für eine Aufführung am Donnerstag.

Bevor wir unsere Präsentationen über die einzelnen Komponenten des deutschen Schulsystems beginnen konnten, gingen wir zuerst in den hinduistischen Tempel “Babulnath”, welcher sich gegenüber von der Schule auf einem kleinen Hügel befindet. Der Tempel ist Shiva gewidmet, dem Gott der Zerstörung. Wir mussten barfuß hineingehen, da Schuhe als unrein angesehen werden, und wir durften nicht fotografieren. Wir konnten eine Statue der Kuh Nandi sehen; wenn man betet, darf man nicht Shiva direkt ansprechen, sondern man muss es Nandi sagen und Nandi entscheidet, ob der Wunsch weitergeleitet wird. Im Inneren des Tempels sahen wir drei Hindus, die eine Statue von Shiva wuschen.

Anschließend gingen wir wieder in die Schule und um 11:10 Uhr zeigten uns unsere Austauschschüler ein Video von der 11. Klasse, in der uns die Schule und die Schüler gezeigt wurde. Anschließend hielt Shalom eine Präsentation über das indische Essen auf Deutsch, und Frau Anu übersetzte den Text ins Englische. In Westindien, wozu auch Mumbai gehört, werden oft Fisch, vegetarische Gerichte oder Hülsenfrüchte serviert. Uns wurde ebenfalls das Straßenessen vorgestellt, vor dem wir ausdrücklich von unseren Lehrern gewarnt wurden, da die Gefahr von Krankheiten besteht. Es gibt ungefähr 100 000 Verkäufer in Mumbai, die Straßenessen verkaufen.

Kurz vor 12:00 Uhr wurde uns die Webseite präsentiert, die die 9. Klasse für uns erstellt hat. Die Texte auf der Seite, die komplett auf Deutsch waren, wurden vorgelesen. Dabei haben wir gehört, dass die Schüler sehr fortgeschritten waren, denn obwohl sie einen indischen Akzent hatten, konnten wir alles problemlos verstehen, ohne mitzulesen.

Nach der Präsentation der Webseite folgten unsere Vorträge über das deutsche Schulsystem. Zuerst wurde unsere Schule, das Schönborn-Gymnasium, mithilfe einer Diashow vorgestellt. Anschließend erklärten wir die Privatschule, den Kindergarten, die Grundschule, die Hauptschule und die Realschule. Aufgrund von Zeitmangel mussten wir die weiteren Vorträge auf den nächsten Tag verschieben.

Wir sind anschließend in die Speisehalle gegangen, um zu Mittag zu essen. Es gab Pav Bhaji und dazu Wassermelonensaft. Es schmeckte sehr gut, da das Essen tatsächlich von den Müttern gekocht wurde und nicht geliefert wird, wie es oft in Deutschland der Fall ist.

 

Nach dem Mittagessen endete der Unterricht für die Schüler in den 11. Klassen und ihre deutschen Austauschpartner; die 9. Klasse hatte noch Hindi bis 15:00 Uhr, weshalb alle Schüler, die bei jemandem in der 9. Klasse wohnten, bleiben mussten. Sie nahmen an einer Deutschstunde bei Frau Anu in der 7. Klasse Teil und halfen ihr, ihren Schülern Familienvokabeln beizubringen. Der Rest ging zu McDonald’s und anschließend zu Starbucks.

Um 18:45 sollten wir uns wieder in der Schule für eine Vorführung traditionellen indischen Tanzes treffen, doch außer vier Schülern war niemand da. Die Vorstellung fing um 19:00 an, weshalb wir uns 15 Minuten früher treffen sollten; Es ist normal in Indien, dass man 15 oder gar 30 Minuten zu spät ist.

Auf der Bühne traten zwei professionelle Tänzerinnen auf. Drei junge Tanzschüler waren mit dabei, die uns zusammen mit den beiden Tänzerinnen die grundlegenden Bewegungen und die Handbewegungen zeigten.


Eine der Frauen tanzte das Kuchipudi, die andere das Odissi. Sie erklärten, dass der traditionelle indische Tanz nicht nur aus dem Erzählen von Geschichten besteht, sondern oft auch “nur” auf Bewegung und Rythmus fokussiert.Eine Handbewegung kann verschieden ausgeführt werden und mit jeder Variation etwas anderes darstellen. So können zwei gestreckte Handflächen Schreiben, Töten, Mondlicht, Himmel und vieles mehr beschreiben.

 

Der letzte Tanz, der aufgeführt wurde, erzählte die Geschichte vom Kampf zwischen der zehnarmigen Göttin Durga und Mahishasura, dem Dämon mit dem Kopf eines Büffels. In der Geschichte wird Mahishasura, welcher im Tanz meistens mit angedeuteten Hörnern dargestellt wird, von Durga mit einem Dreizack getötet. Die gesamte Geschichte konnte aus dem Gesichtsausdruck der Tänzerin, den Bewegungen und den Gesten herausgelesen werden; es war eine unglaublich faszinierende Vorstellung.

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