Wir mussten uns alle um 8:20 Uhr in der Bombay International
School einfinden, um von der Schule offiziell begrüßt zu werden. Herr Mitra
überreichte der Schulleiterin zwei
Bücher; eines über das Schönborn-Gymnasium und eines über Bruchsal, die Stadt,
in der sich unsere Schule befindet.
Die Bombay International School, kurz BIS, wird im Gegensatz
zu den deutschen Schulen nahezu ausschließlich von den Eltern organisiert. Die
Schüler, die die BIS besuchen dürfen, werden von den Eltern gewählt, das Essen
wird von den Müttern gekocht und die Schulbibliothek wird ebenfalls von den
Eltern geführt. Von den jährlichen 800 Bewerbern schaffen es 43 in die Schule
aufgenommen zu werden. Die Schüler müssen in der 10. Klasse das “Cambridge
Certificate” (IGCSE) und in der 11. und 12. Klasse das “International
Baccalaureat” (IB) schreiben. Die meisten (ungefähr 95% der Schüler) möchten im
Ausland studieren; es gibt zwar gute Universitäten in Mumbai wie das “Indian
Institution of Technology” (IIT). Allerdings werden dort von 600 000 Bewerbern
nur 300 genommen.
Die Deutschlehrerin Frau Anu der BIS führte uns im
Schulgebäude herum. Das Gebäude selbst ist ein Mehrfamilienhaus; eine Wohnung
kostet ein bis zwei Millionen Dollar. Zurzeit leben noch zwei Familien im Haus.
Die Schule muss also die einzelnen Wohnungen kaufen, sobald eine geräumt wird,
um es dann der Schule anschließen zu können. Die BIS unterrichtet Kinder vom Kindergarten
an bis in die 12. Klasse.
Frau Anu zeigte uns die Chemie-, Biologie- und Kunsträume,
den Turnraum, welcher für Sport und Yoga benutzt wird und die Schulbibliothek,
in der sich Bücher von der Encyclopaedia Britannica bis zu der englischen
Version von Tintentod (“Inkdeath”) befanden. In der Speisehalle, das in eine
Turnhalle mit einer Bühne umfunktioniert werden kann, übten die jüngeren
Schüler für eine Aufführung am Donnerstag.
Bevor wir unsere Präsentationen über die einzelnen
Komponenten des deutschen Schulsystems beginnen konnten, gingen wir zuerst in
den hinduistischen Tempel “Babulnath”, welcher sich gegenüber von der Schule
auf einem kleinen Hügel befindet. Der Tempel ist Shiva gewidmet, dem Gott der
Zerstörung. Wir mussten barfuß hineingehen, da Schuhe als unrein angesehen
werden, und wir durften nicht fotografieren. Wir konnten eine Statue der Kuh
Nandi sehen; wenn man betet, darf man nicht Shiva direkt ansprechen, sondern
man muss es Nandi sagen und Nandi entscheidet, ob der Wunsch weitergeleitet
wird. Im Inneren des Tempels sahen wir drei Hindus, die eine Statue von Shiva
wuschen.
Anschließend gingen wir wieder in die Schule und um 11:10
Uhr zeigten uns unsere Austauschschüler ein Video von der 11. Klasse, in der
uns die Schule und die Schüler gezeigt wurde. Anschließend hielt Shalom eine
Präsentation über das indische Essen auf Deutsch, und Frau Anu übersetzte den
Text ins Englische. In Westindien, wozu auch Mumbai gehört, werden oft Fisch,
vegetarische Gerichte oder Hülsenfrüchte serviert. Uns wurde ebenfalls das
Straßenessen vorgestellt, vor dem wir ausdrücklich von unseren Lehrern gewarnt
wurden, da die Gefahr von Krankheiten besteht. Es gibt ungefähr 100 000
Verkäufer in Mumbai, die Straßenessen verkaufen.
Kurz vor 12:00 Uhr wurde uns die Webseite präsentiert, die
die 9. Klasse für uns erstellt hat. Die Texte auf der Seite, die komplett auf
Deutsch waren, wurden vorgelesen. Dabei haben wir gehört, dass die Schüler sehr
fortgeschritten waren, denn obwohl sie einen indischen Akzent hatten, konnten
wir alles problemlos verstehen, ohne mitzulesen.
Nach der Präsentation der Webseite folgten unsere Vorträge
über das deutsche Schulsystem. Zuerst wurde unsere Schule, das
Schönborn-Gymnasium, mithilfe einer Diashow vorgestellt. Anschließend erklärten
wir die Privatschule, den Kindergarten, die Grundschule, die Hauptschule und die
Realschule. Aufgrund von Zeitmangel mussten wir die weiteren Vorträge auf den
nächsten Tag verschieben.
Wir sind anschließend in die Speisehalle gegangen, um zu
Mittag zu essen. Es gab Pav Bhaji und dazu Wassermelonensaft. Es schmeckte sehr
gut, da das Essen tatsächlich von den Müttern gekocht wurde und nicht geliefert
wird, wie es oft in Deutschland der Fall ist.
Nach dem Mittagessen endete der Unterricht für die Schüler
in den 11. Klassen und ihre deutschen Austauschpartner; die 9. Klasse hatte noch
Hindi bis 15:00 Uhr, weshalb alle Schüler, die bei jemandem in der 9. Klasse
wohnten, bleiben mussten. Sie nahmen an einer Deutschstunde bei Frau Anu in der
7. Klasse Teil und halfen ihr, ihren Schülern Familienvokabeln beizubringen.
Der Rest ging zu McDonald’s und anschließend zu Starbucks.
Um 18:45 sollten wir uns wieder in der Schule für eine
Vorführung traditionellen indischen Tanzes treffen, doch außer vier Schülern
war niemand da. Die Vorstellung fing um 19:00 an, weshalb wir uns 15 Minuten
früher treffen sollten; Es ist normal in Indien, dass man 15 oder gar 30
Minuten zu spät ist.
Auf der Bühne traten zwei professionelle Tänzerinnen auf.
Drei junge Tanzschüler waren mit dabei, die uns zusammen mit den beiden
Tänzerinnen die grundlegenden Bewegungen und die Handbewegungen zeigten.
Eine der Frauen tanzte das Kuchipudi, die andere das Odissi. Sie erklärten, dass der traditionelle indische Tanz nicht nur aus dem Erzählen von Geschichten besteht, sondern oft auch “nur” auf Bewegung und Rythmus fokussiert.Eine Handbewegung kann verschieden ausgeführt werden und mit jeder Variation etwas anderes darstellen. So können zwei gestreckte Handflächen Schreiben, Töten, Mondlicht, Himmel und vieles mehr beschreiben.
Eine der Frauen tanzte das Kuchipudi, die andere das Odissi. Sie erklärten, dass der traditionelle indische Tanz nicht nur aus dem Erzählen von Geschichten besteht, sondern oft auch “nur” auf Bewegung und Rythmus fokussiert.Eine Handbewegung kann verschieden ausgeführt werden und mit jeder Variation etwas anderes darstellen. So können zwei gestreckte Handflächen Schreiben, Töten, Mondlicht, Himmel und vieles mehr beschreiben.
Der letzte Tanz, der aufgeführt wurde, erzählte die
Geschichte vom Kampf zwischen der zehnarmigen Göttin Durga und Mahishasura, dem
Dämon mit dem Kopf eines Büffels. In der Geschichte wird Mahishasura, welcher
im Tanz meistens mit angedeuteten Hörnern dargestellt wird, von Durga mit einem
Dreizack getötet. Die gesamte Geschichte konnte aus dem Gesichtsausdruck der Tänzerin,
den Bewegungen und den Gesten herausgelesen werden; es
war eine unglaublich faszinierende Vorstellung.
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